Natürlich windelfrei – Ein Blick in Isabelles nachhaltigen Familienalltag

29. April 2025

Natürlich windelfrei – Ein Blick in Isabelles nachhaltigen Familienalltag

Stoffwindeln, Windelfrei, Freilernen und sieben Kinder – bei Isabelle Jacot laufen viele Fäden zusammen. Sie lebt mit ihrer Familie ein bewusstes, naturnahes Leben und teilt ihre Erfahrungen und Ideen seit vielen Jahren in der Stoffwindel-Community. Zur Stoffwindelwoche 2025 hat sie mit uns über ihren Alltag, ihren Weg zur Flopi und ihre Herzenswünsche für die Zukunft gesprochen.

Isabelle, wie bist du ursprünglich zu Stoffwindeln gekommen?

Ganz ehrlich? Am Anfang war es vor allem eine praktische Entscheidung. Die Beschaffung von Wegwerfwindeln war schwierig, und als Sparfuchs hab ich schnell gemerkt: Stoffwindeln lohnen sich. Der Wendepunkt kam aber mit meinem Neffen, der starke Koliken hatte. Seine Mutter probierte Windelfrei, was mich neugierig machte. Bei meiner Tochter hat es mit elf Monaten wunderbar funktioniert. Beim zweiten Kind habe ich von Anfang an abgehalten. Unsere Hebamme war offen, wir haben mit einer kleinen Schüssel angefangen – einfach ausprobiert. Und es hat gleich von Anfang an gut geklappt, unser Sohn kommunizierte als Neugeborener sehr klar, wann er eine volle Blase hatte.

Du hast mit der Flopi eine eigene Abhaltehilfe entwickelt. Wie kam es dazu?

Ich hatte ein Vorbild aus den USA, aber das Modell war nicht besonders praktisch. Mir war wichtig: Eine aufklappbare, weiche Unterhose, die wie bei einem Trainer gerade das Gröbste auffängt – da man ja sowieso gleich wechselt. Ich wollte etwas Dünnes, Leichtes, das sich wie eine wasserdichte Unterhose anfühlt, ab Geburt nutzbar ist und sich schnell wechseln lässt. Die Flopi ist mehr ein Backup als eine klassische Windel – fast wie eine Trainingshose für Babys. Mit dem Klettgurt-System ist sie superpraktisch. Ich hab nach dem dritten Kind losgelegt, viel ausprobiert, und so ist die Flopi entstanden.

Wie hat sich deine Rolle bei topffit.ch entwickelt?

Ich hab den Shop vor rund zehn Jahren von meiner Schwester übernommen. Anfangs habe ich den Internetauftritt betreut. Später kam das Nähen dazu – meine Mutter und meine Grossmutter waren beide geübt mit der Nähmaschine. Ich bin da sehr autodidaktisch reingewachsen. Heute entwickle ich die Produkte selbst und betreue den ganzen Shop. Meine Mutter näht übrigens heute noch für Topffit – zum Beispiel Töpfchenbezüge, Windelfreibekleidung oder Woll-Leggings.

Was mich erfüllt? Jedes Mal, wenn ich ein Paket verschicke, stelle ich mir vor, wie ein weiteres Baby davon profitieren wird. Dass es trocken liegen darf, dass seine Bedürfnisse gesehen werden. Ich bin keine geborene Verkäuferin, aber ich freue mich, wenn es den Babys gut geht.

Du bist langjähriges Mitglied im Stoffwindelverein. Was bedeutet dir diese Vernetzung?

Sehr viel. Gerade in einem Nischenthema wie Stoffwindeln ist der Austausch unglaublich wertvoll. Online ist nicht immer alles ermutigend, aber im Verein treffe ich Gleichgesinnte. Es tut gut zu wissen: Ich bin nicht allein mit meinen Fragen und Herausforderungen. Als Unternehmerin finde ich es schön, dass wir uns gegenseitig unterstützen, Beraterinnen informieren, Empfehlungen weitergeben.

Welche Tipps hast du für Eltern, die mit Stoffwindeln starten möchten?

Vor allem: Unbefangen sein! Nasse Hosen sind kein Weltuntergang. Einfach anfangen, ohne zu hohe Erwartungen. Eine Windel finden, die zum Kind passt. Informationen einholen, sich beraten lassen. Und auch mal Routinen hinterfragen: Warum machen wir es so, wie wir es machen? Trau dir selbst etwas zu – und deinem Kind auch. Die Industrie suggeriert oft, dass es nur den einen Weg gibt. Aber das stimmt nicht.

Du lebst mit deiner Familie sehr bewusst – mit Freilernen, Selbstversorgung, ohne viel Abfall. Wie passen Stoffwindeln da hinein?

Für uns sind Stoffwindeln einfach selbstverständlich. So wie abwaschen nach dem Essen. Niemand fragt, warum wir kein Wegwerfgeschirr verwenden – genauso selbstverständlich ist das Wickeln mit Stoff. Es fällt kaum ins Gewicht. Unsere Waschmaschine erleichtert vieles. Es ist viel aufwendiger, immer wieder Windeln einzukaufen. Unser Abfall ist minimal, trotz neun Personen im Haushalt – das meiste ist Kompost.

Was hat sich in der Wahrnehmung von Stoffwindeln in den letzten Jahren verändert?

Sie sind wieder sichtbarer geworden, zum Glück! Eltern wissen heute eher, dass es Stoffwindeln gibt. Aber viele Vorurteile halten sich hartnäckig. Manchmal folgt auf die Neugier gleich die Überforderung. Es fehlt oft an Wissen und Vorbildern. Deshalb finde ich den Stoffwindelverein so wichtig – um aufzuklären und Mut zu machen.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Stoffwindelbewegung?

Ich wünsche mir, dass Stoffwindeln wieder zur Norm werden. Dass wir die Bedürfnisse unserer Babys ernst nehmen – von Anfang an. Dass Eltern spüren: Ich gewinne durch diesen Weg – mehr Verbindung, mehr Freude, weniger Stress. Mit topffit.ch möchte ich dazu beitragen, dass Familien praktische, liebevoll gestaltete Produkte zur Hand haben, die den Alltag erleichtern.

Vielen Dank für das Interview, liebe Isabelle!

Ein Interview von Victoria Raffaele von freudenkind mit Isabelle Jacot von topffit.ch zur Stoffwindelwoche 2025

Wir verwenden Cookies für ein optimales Surferlebnis. Optionale Cookies nur mit Ihrer Zustimmung. Mehr Infos

Wir verwenden Cookies für ein optimales Surferlebnis. Optionale Cookies nur mit Ihrer Zustimmung. Mehr Infos

Einstellungen gespeichert