Mit Herz und Haltung – Eine Hebamme über Stoffwindeln, Abhalten und Elternmut

29. April 2025

Mit Herz und Haltung – Eine Hebamme über Stoffwindeln, Abhalten und Elternmut

Ein Interview mit Maria Flückiger einer Hebamme und Stoffwindelmama zur Stoffwindelwoche 2025

Wie beeinflusst deine persönliche Erfahrung als Stoffwindelmama deine Beratung als Hebamme?
Sehr stark. Besonders dann, wenn Eltern zwar grundsätzlich interessiert sind, aber noch Bedenken haben. Ich merke oft: Sobald sie sich darauf einlassen, erkennen sie, dass Stoffwindeln weder kompliziert, aufwändig noch altmodisch sind. Es braucht einfach ein kleines Umdenken – und genau dabei begleite ich sie gern.

Was begeistert dich besonders am bewussten Umgang mit den Ausscheidungen – sowohl privat als auch beruflich?
Für mich hat das Wickeln mit Stoff oder das Abhalten etwas sehr liebevolles und Persönliches. Es ist ein bewusster Moment, kein „schnell weg damit“. Man nimmt sich Zeit, begegnet dem Kind achtsam. Ausscheidungen sind kein Ekelthema, sondern ein Teil von Kommunikation. Und genau darin liegt eine grosse Chance: Man lernt das Kind auf einer ganz anderen Ebene kennen.

Welche Vorteile bietet das Abhalten deiner Erfahrung nach – insbesondere für die Hautgesundheit und das Wohlbefinden deines Kindes?
Ein grosser Vorteil ist das Gespür, das sich bei Eltern und Bezugspersonen entwickelt – sie erkennen mit der Zeit den individuellen Rhythmus ihres Kindes. Dadurch wird schneller reagiert, die Haut ist seltener Nässe und Stuhl ausgesetzt. Der Windelbereich bleibt trockener – und das sieht man: Weniger Rötungen, weniger Reizungen.

Hast du praktische Tipps für Eltern, die Stoffwindeln und Abhalten miteinander kombinieren möchten?
Ja – und der wichtigste ist: Geht es entspannt an. Es gibt Tage oder Wochen, da klappt es super. Und dann wieder gar nicht. Das ist normal. Abhalten ist ein Angebot, kein Muss. Und Stoffwindeln kann man waschen
Zweitens: Sucht euch ein System, das zu euch passt – zu eurem Alltag, euren Gewohnheiten, auch unterwegs oder bei Besuch. Je unkomplizierter es wird, desto leichter bleibt ihr dran.

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Bild:
Maria Flückiger